Buntes Bangkokflair: Das Münchner Thailokal Ratchada

SONY DSCWenn man nicht Acht gibt, läuft man am Eingang des Ratchada vorbei. Das wäre allerdings schade, denn hier im Untergeschoss der Münchner Schwanthalerstraße, zwischen Kinos und türkischen Imbissbuden, befindet sich seit zweieinhalb Jahren eines der authentischsten Thailokale der Stadt. „We love the king“, so das Schild, das direkt über der Treppe im Eingang unter dem Foto von König Bhumibol und seinem Vater hängt. Man spürt, hier es es authentisch, denn die Thais lieben ihren Monarchen – und ihr Land. Das wird auch in dem bunten, schlauchförmigen Lokal mit Plastikblumen-und Glitzedeko sofort deutlich: Auf mehreren Flachbildschirmen sowie einer riesigen Leinwand läuft ein durchaus bildgewaltiger Werbefilm über Thailand in der Endlos-Schleife – vielleicht um den Gästen ein kleines Stück ihrer Heimat wiederzugeben. „80 Prozent unserer Gäste sind Thai, 90 Prozent Asiaten“, erzählt Noi, die 36-jährige Chefin des Familienbetriebs, die mit richtigem Namen Ratchadakorn Jinaworn heißt. Thais verwenden kurze Spitznamen, weil alles andere für Langnasen unaussprechlich wäre – eine ihrer vielen gastfreundlichen Gesten.

SONY DSCFür die Umsorgung der Gäste sind hier also Ober Deng, Barmann Big und die flinke Kellnerin Bird zuständig. Sie tun das, indem sie zunächst ein Tässchen Tee und ein feuchtes Tuch nebst einer immensen und ebenso bunten Speisekarte reichen. Viele Gerichte sind hier nur auf Thai beschrieben – Spezialitäten für Asiaten, die unsereins nur bekommt, wenn er ausreichend Erfahrung mit thailändischem Essen vorweisen kann. Dann allerdings tischen sie im Ratchada richtig authentische Köstlichkeiten auf, wie etwa einen süßlich-scharfen Salat aus Flügelbohnen, Shrimps, Huhn, Hackfleisch und gerösteten Zwiebeln, einen Feuertopf, in dem Fleisch, Fisch und Gemüse am Tisch als eine Art Fondue vom Gast selbst zubereitet werden, oder auch ganze Fische, die mit einem höllisch scharfen Papaya-Salat und einem quietschbunten Cocktail oder Chang-Bier ergänzt werden. Natürlich findet man hier auch Klassiker wie gebratenen Tintenfisch mit Knoblauch und Pfeffer oder ein Massaman Curry mit Kartoffeln und Erdnüssen.

SONY DSCSo weit, so spannend. Noch spannender wird es allerdings ab 23 Uhr, wenn sich das Lokal in eine Thai-Karaoke-Bar verwandelt und fast alle Tische von Asiaten besetzt sind. Dann wird das Licht gedimmt und der Thailand-Werbefilm gestoppt. Barmann Big wirft die Karaoke-Maschine an, über die Bildschirme flackern jetzt thailändische Musikmelodramen und Schlagersänger, deren Haar zur tragischen Miene dramatisch im Wind weht. Im Lokal greift nun der erste Barde zum Mikrophon: Er steht auf, erinnert in seinen Gesten an Jürgen Drews in seinen besten Zeiten, er schmettert und schmalzt wie ein Profi. Alles jolt und applaudiert.

SONY DSCDie nächste Interpretin ist weniger stimmkräftig, was aber ihren Spaß an ihrer eigenen Darbietung kaum schmälert. Die Freunde der Sängerin werfen inzwischen weitere Fischstückchen in den Feuertopf, andere lassen sich einen Mekhong-Whisky auf Eis schmecken, einige junge Mädels schreiben unablässig Smse in ihre glitzerbunten Handys. Gegen 2 Uhr nachts ist eine Stunde Karaoke-Pause, dann schwingt das Publikum zu westlichen Disco-Rhythmen das Tanzbein. Im Morgengrauen geben schließlich die ausdauerndsten Karaoke-Barden ihre letzten Lieder zum Besten, bis alle wieder hinausströmen in den neuen Tag, und wieder auftauchen aus diesem Little Bangkok im Herzen von München.

„Ratchada“, Schwanthalerstr.8, 80336 München

(Hauptgerichte 11.50-21 €)

So bis Do.15- 4 h ; Fr / Sa bis 5 h (ab 23 h Karaoke)

 

 

 

 

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