Denis Island – Wo wahrer Luxus gratis ist

Barfuß auf den Champs-Élysées – Wo wahrer Luxus gratis ist

 

Acht Uhr morgens. Glockengeläut. Auf den Champs-Élysées herrscht reger Verkehr. Fußgänger und Radfahrer zieht es Richtung Westen, ein paar Hühner, Gänse und Hunde kreuzen ihren Weg. Nein, niemand will hier zum Kirchgang nach Notre Dame, sondern schlichtweg in die Arbeit ins einzige Resort der Insel. Willkommen auf Denis Island.

Knapp hundert Menschen leben auf der 1,1 km² kleinen Seychellen-Insel mitten im Indischen Ozean, nur 30 Flugminuten von der Hauptinsel Mahé entfernt. Die Angestellten haben die Straße, in der ihre bescheidenen bunten Wohnhäuser aneinandergereiht stehen, liebevoll nach dem Pariser Prachtboulevard benannt, die offene kleine Kappelle bedeckt nichts weiter als ein Strohdach. Einmal im Monat reist ein Priester von Mahé nach Denis und hält hier einen Gottesdienst ab. Darauf legen Kathleen und Michael Mason, die Eigentümer der Insel, großen Wert. Ihr Sohn Alan hat vor einigen Jahren in der halb offenen Kapelle geheiratet, alle ihre Enkelkinder wurden hier getauft. Denis Island ist seit 1996 die Heimat der Familie Mason – nicht nur geografisch, sondern auch im Herzen. SONY DSC

Traum vom Inselleben

„Denis übt eine magische Anziehungskraft aus. Gleich bei einem unserer ersten Besuche auf der Insel war klar: Hier, inmitten dieses wuchernden Grüns und in dieser paradiesischen Ruhe wollen wir leben“, so dringt es von Michael und Kathleen Mason wie aus einem Mund. Beide stammen aus Mahé und sind nur einen Kilometer voneinander entfernt in der Hauptstadt Victoria aufgewachsen. Gemeinsam haben sie in den 1970er-Jahren den Seychellen-Reiseveranstalter „Mason’s Travel“ aufgebaut. Und schon damals, 1975, wollten sie Denis Island gerne für sich haben. Geklappt hat es mit dem Kauf des Inselparadieses aber erst rund 20 Jahre später. 1996 konnten die Masons „ihre“ Insel dem bisherigen Eigentümer, dem Hotelier und Geschäftsmann Pierre Burkhardt, abkaufen. Die zwei Millionen Rupien für den Kaufpreis, umgerechnet rund 110.000 Euro, bot er ihnen als zinsloses Darlehen an, das sie ihm aus den Tourismuseinnahmen zurückzahlen sollten. SONY DSC

Ein Ziel haben sich die Masons damals gesetzt: die ursprüngliche Tier- und Pflanzenwelt von Denis zu erhalten und aus ihrem geliebten Eiland ein kleines Selbstversorger-Paradies zu machen. So haben sie gleich nach ihrem Umzug auf die kleine Koralleninsel dafür gesorgt, dass Ratten und Katzen von hier verbannt wurden und endemische Vogelarten wie Rußseeschwalben, Hirtenstare oder die seltenen Paradiesschnäpper wieder eine Heimat finden. Auch den inseleigenen Gemüseanbau und die Viehzucht haben sie vorangetrieben, um die Angestellten und die Resortgäste gleichermaßen aus eigener Landwirtschaft zu versorgen.

Unweit vom Haus der Masons leben heute 55 Rinder, etliche Schweine, Hühner, Ziegen, Gänse und Kaninchen, in den Gärten werden Tomaten, Chilies, Paprika, Kartoffeln, Zwiebeln und allerlei Salate angebaut, exotische Früchte hängen wie knallfarbene Christbaumkugeln an den Bäumen. Das verarbeitete Ergebnis auf dem Teller kann sich sehen lassen: Morgens gibt es im Resort neben hausgemachter Sternfrucht- und Papayamarmelade zum frisch gebackenen Brot auch geräucherten Entenschinken, Hühnerwurst, dazu ein Glas kühles Kokoswasser. Mittags wartet Chefkoch Perry mit hausgemachter Blutwurst mit pochiertem Ei und Palmherzensalat oder Ziegenragout auf, während beim Dinner Fischer Ricky zum Zuge kommt: Dann steht ein Tartar vom Hundezahnthunfisch, Oktpussalat und gegrillter Kingfish, frisch aus Meer, auf dem Menüplan. „Das hier ist mein Unterwasser-Selbstbedienungsladen“, sagt Ricky mit einem breiten Grinsen und zeigt auf das unverschämt türkisblaue Meer. So einen Fisch-Shop mit Frische-Garantie hätte man auch gerne bei sich zu Hause….

 

Einschränkungen, die zum Luxus werden

 

Ob man back in Germany allerdings mit allem anderen, was Denis Island an „Barfuß-Luxus“ zu bieten hat, auch klar käme, ist die Frage: Schon kurz nach der Landung auf der kleinen Graspiste ist klar: Handyempfang – No; W-LAN – keine Spur. Fernseher im Zimmer – Fehlanzeige. Und der kleine Computer in der Bibliothek schnauft und rödelt beim Öffnen einer Mail so laut, als würde man versuchen, mit einer alten Dampflok einen steilen Berg hinaufzufahren. Doch schon an Tag zwei auf der Insel verfliegt die anfängliche Panik vor dem Netz-Nirwana. Denn man gewinnt durch das Fehlen moderner Unterhaltungs- und Kommunikationsmöglichkeiten den größten Luxus, den man der modernen Gesellschaft abringen kann: Zeit. SONY DSC

 

Das Selbstversorgerparadies

Und so erkundet man zu Fuß, gerne auch barfuß, oder mit dem Fahrrad das kleine Inseldorf rund um die „Champs-Élysées“, stattet den Riesenschildkröten einen Besuch ab, die sich ausgiebig der Erhaltung ihrer Art widmen, nascht einen Wasserapfel oder eine Papaya frisch vom Baum oder hilft, wenn man handwerklich begabt ist, dem hiesigen Schreiner bei der Anfertigung der Holzmöbel für die 25 Villen des Resorts. „Wir leben auf der Insel, mit der Insel und von der Insel“, so Michael Mason. „Wir haben hier unser eigenes Gemeindezentrum, sogar einen Gefängnisraum, den wir in 16 Jahren allerdings erst einmal für einen alkoholisierten Randalierer benutzen mussten.“ Seitdem sind die Masons streng, gestatten ihren Angestellten nur zwei Bier pro Tag, Alkohol in den Wohnhäusern ist nicht erlaubt. Den Gästen kredenzt man aber selbstverständlich edle Weine aus Kalifornien, Australien oder Frankreich, denn die randalieren sicher nicht, bei all dem Glücksgefühl.

 

Selbst kleine medizinische Wehwehchen werden bei den Masons auf natürliche Weise versorgt. Die Zutaten wachsen quasi hinterm Haus: Heimische Basilikumblätter mit Wasser aufgekocht lindern Husten, gepresste Tamarindenblätter stoppen Wundblutungen, während gekochtes und abgekühltes Zuckerrohr bei Blasenschmerzen hilft. Klar, falls doch mal ein größerer Eingriff anstehen sollte, kommt der Arzt per Hubschrauber oder Flugzeug aus Mahé. Dafür wird dann, wie auch für das fast täglich ankommende Flugzeug von Air Seychelles, die Graspiste mit einer Kette abgesperrt, die hiesige Zwei-Mann-Feuerwehr rückt für den Fall der Fälle in einer Art Leiterwagen an. Hier auf Denis ist eben alles kleiner und überschaubarer, na, ja fast alles. Manches ist auch so groß, schön und prachtvoll, dass man kaum seinen Augen traut: die Schwertfische, die Barrakudas und Fächerfische auf hoher See, die knallbunten Doktor- und Clownfische entlang des auf hundert Meter abfallenden Korallenriffs, die riesigen pinkfarbenen Papageienblumen in den Inselgärten, die kleinen leuchtend grünen Geckos, die so zutraulich sind, dass sie einem sogar wie ein Papagei auf der Schulter sitzen, oder natürlich die Leinwand des „Denis Island Kino“. Diese spannt sich nämlich in Form eines tiefblauen Himmels mit dramatischen Wolkenfetzen über den gesamten Horizont. Und da sitzen die Zuschauer aufgereiht in schlichten Holzstühlen am Strand und wohnen einem spektakulären Sonnenuntergang bei. Romantischer könnte auch ein Kinobesuch in Paris nicht sein – nur hier auf Denis Island ist er gratis. SONY DSC

 

 

Infokasten:

 

Denis Island Lodge: 25 Villen mit je einem Schlafzimmer und Schlafmöglichkeiten für zwei Kinder im Wohnraum.

1 Woche (6 Nächte) im Beach Cottage / all inclusive / inklusive Flug-Transfers ab/bis Mahé ab 3.030 € pro Person / VL-Tag 543 € / All Inclusive.
Gültig für Reisen in den Zeiträumen: 12.02.13 – 22.03.13 und 06.04.-31.10.13

Der günstigste Flugpreis von Hamburg/Düsseldorf/Frankfurt oder München auf die Seychellen (Mahé) mit Emirates beträgt aktuell im Februar 1013 € und im April ab 973 €.