Die etwas andere Restaurantkritik: Heinzis Haxenwirt in Kleinkirchentumbach

bavaria-70623_1280Schon bei der Anfahrt beeindruckt die neorustikale Fassade von Heinzis Haxenwirt mit ihrem kunstvoll ausgeführten Brez’nfries und den mit plastischen Achantusblüten geschmückten Kalbshaxenreliefs. Den Eingangsbereich zieren volksreligiöse Motive, darunter besonders beeindruckend der Silberblick der heiligen Monica, die lieblich auf das pausbäckige Jesuskind schielt. Unter diesem Meisterwerk, das von der lokalen „Malen-nach-Zahlen“-Gruppe kunstvoll ausgeführt wurde, erwartet uns versteckt hinter einer liebevoll arrangierten Auswahl neonpinker Plastikorchideen die Gastgeberin des Hauses Mandy Kowalski-Hinterhuber, die am Goaß’n-Pitcher-Zapfhahn von ihrem Mann Kevin Kowalski unterstützt wird. Sogleich nehmen wir an den pflegeleichten Tischen aus Eichenholzimitat auf den mit Dralon-Wolpertingerfell-Hussen überzogenen Campingstühlen Platz. Aufgrund des bekanntermaßen starken Haarverlustes von Wolpertingerfellen sollten Wolpertingerallergiker eine Reservierung im tannengrünen Plastikvorzelt mit garantiert allergenfreien Betonfreischwingern vorziehen.

Zur Einstimmung auf das Menü zapft uns Kevin den Gaoß’n-Pitcher, eine geschmackvolle Mischung aus kohlesäurefreiem Weißbier und zimmertemperierter Cola: ein Göttertrunk. Dazu serviert Mandy im neckischen bauchfreien Heustadl-Dirndl eine bei 350 Grad vierzehn Tage gedörrte Schweinshaxe. Das dazu gereichte Chirurgenskalpell erwies sich als hilfreich, um die doch recht kompakten Fleischfasern stilvoll vom Knochen zu lösen. Als ideale Begleiter präsentierten sich das in seiner sämigen Konsistenz an Moltofill erinnernde Gourmet-Kartoffelpüree der Marke Meggi , das von einer dunkel schimmernden Lache essigsaurer Blutsoße umflossen wird, sowie das äußerst bissfeste Rübenkraut mit herzhaftem Melassekrokant. Zahnprothesenträgern wird empfohlen, auf die breiige Schlapfkrautvariante auszuweichen, die von Mandy dezent im Babyglas in Bierkrugoptik serviert wird.pork-200_640

Nach dieser opulenten gastronomischen Entgleisung sorgt ein vierfach gebranntes Knöterich-Destillat für eine Blitzenleerung des Magen-Darm-Traktes und schafft somit im Nu Platz für die lokalen Süßspeisenspezialitäten. Allerdings konnten weder das bunte Schmalznudel-Einerlei noch die Tetralogie vom Sauerampfer restlos überzeugen. Beiden hätte eine Spur geraspelter Amalfi-Zitronenschale gut getan. Obwohl die musikalische Untermalung aus Zehenhackbrett und Maultrommel von Seniorchef Gustl den Genuss nur peripher trüben konnte, verließen wir nach Begleichen der exorbitanten Rechnung gegen 21:45 Uhr im Stechschritt das heimelige Etablissement, da die örtliche 24-Stunden-Notaufnahme um 22 Uhr ihre Pforten schließt. Na dann, Mahlzeit.

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